6. Kartoffelernte und Rakomelo

10. Juni 2020

Manchmal ist ein schöner Tag für einen kleinen Ausflug in die Berge. Entlang des Kräuterwegs und zum weißen Felsen. Von da aus kann man über die Täler und Berge zum Kalamos schauen. Ein leichter Wind, ein paar Wolken und nicht zu warm. Da ist es am besten, früh loszugehen. Die Natur scheint vertrocknet. Auf den ersten Blick. Letzte Blumen sieht man noch an schattigen Stellen, der Thymian blüht lila, die Kaktusfeigen orange und die Disteln gelb. Der Oleander rosa und weiß, die Bougainvillea tiefrot und der Paradiesvogelstrauch zitronengelb mit seinen langen leuchtendroten Staubblättern.
Die Ruhe auf dem Weg am Morgen ist schön und die Berge sind im Dunst und wir genießen die scheinbar karge Landschaft inmitten des Meeres.

In den Tälern gibt es die Gärten der Einheimischen. Es sind Oasen mit Zisternen und alles dort wächst und gedeiht. Zitronenbäume, alle möglichen Gemüsesorten und sogar Bananenstauden mit klitzekleinen Bananen. Es ist für die Bauern sehr viel Arbeit, aus diesem trockenen steinigen Boden fruchtbare Erde zu gewinnen. Wir staunen, was Agapia und Tzortzis aus ihren Gärten mitbringen. Oder Mattheus. Er hat sein Feld am Roukounas. Letztens brachte er uns eine schöne Honigmelone. Oder große Anafigurken. Auch wir hatten gerade unsere zweite Kartoffelernte in diesem Jahr. Und sind ganz stolz. Und viele Tomaten gibt es diesmal. Wir trocknen einen Teil und legen sie in Öl ein. Und drei Kürbisse wachsen und wachsen und irgendwann im Winter wird es Kürbissuppe geben, mit Ingwer.

 

17. Juni 2020

Heute ist Strandtag am Klissidi. Dort ist kein Mensch, nur ein verlassenes Boot liegt im Sand. Der ständige Südwind hat den Strand verändert, viele Steine, ein Baum im Wasser. Dieser Wind nimmt Sand mit, der Strand wird kleiner. Erst der Nordwind wird ihn wiederbringen, den feinen Sand. Auch heute ist Südostwind, da gibt es natürlich Wellen, aber wenn man erst mal drinnen ist, macht es richtig Spaß.
Irgendwann kamen dann doch zwei Menschen. Margarita mit ihrem Enkel. Sie hat die Taverne oberhalb vom Strand. Sie setzte sich auf ihren Campingstuhl und sah dem Jungen zu oder einfach nur aufs Meer. Der kleine Dimitris hatte einen großen Bade-Delphin dabei und spielte die ganze Zeit mit sich und dem Gummitier. Mehr passierte nicht. So ein Tag geht schnell vorbei, die Sonne verschwindet dann hinter dem Berg und man zieht sich eine Jacke an und der Himmel wird orange. Und wir hatten ja unser Sonnenuntergangs-Bierchen dabei. Was, ja was will man mehr.

Der Wohnwagen oberhalb vom Strand, in dem normalerweise Christian, der Leipziger Alt-Hippie, wohnt, ist zur Zeit verlassen, nur eine Sonnenblume blüht. Und es gibt viele Töpfe mit Seefenchel. Christian musste letztes Jahr wegen einer Augenoperation nach Deutschland und konnte bis jetzt nicht zurück. Es geht ihm gut, höre ich von Margarita, er hat ihr eine Karte geschrieben. Telefon hat er keines mehr. Er komme, sobald es keine Reisebeschränkungen mehr gibt. Er ist siebzig oder achtzig, ich kann es nicht einschätzen. Christian kommt schon seit etlichen Jahren nach Anafi. Ganz früher war er immer auf Serifos, aber dann durfte man dort nicht mehr frei zelten am Strand. Und er suchte sich eine andere Insel und fand Anafi. Er hat jahrelang am Katsouni in seinem Zelt gelebt, nur im Winter fuhr er nach Deutschland zurück. Später, als er älter wurde, zog er um, zum Klissidi, da konnte er den Wohnwagen nutzen und hatte sogar Strom von der Margarita-Taverne und auch Wasser und er trank regelmäßig sein Bier dort und spielte tagelang Schach. Immer am selben Tisch, mit seinem Stock und einem großen bunten Tuch um den Körper gewickelt. Darauf sind viele lustige Schildkröten. Christian ist auf Anafi eine Institution, ein Urgestein. Die letzte Begegnung hatten wir im letzten Sommer, er saß gerade vor seinem Wohnwagen mit einer Zigarette, eine riesengroße Sonnenbrille auf der kleinen Nase, sein Körper verhüllt mit dem Tuch, die langen weißen Haare flatterten im Wind und auf dem Kopf hatte er seine bunte gestrickte Kappe. Er saß bestimmt schon Stunden dort, schaute mal aufs Meer, mal auf seine Pflanzen, mal zu seiner Katze, die nachts immer auf dem Dach herumkramt, wovon er immer wach wird. Wir begrüßten uns, wie geht’s und so und schönes Wetter und was gibt’s Neues, aber was soll es schon Neues geben. Dann gab er sich einen Ruck, erhob sich ganz langsam, wie eine von den Schildkröten auf seinem Tuch und sagte fest entschlossen zu uns: „Ich glaub ich mach jetzt mal ein Kaffee - Päuschen!“ Das war so schön, wir werden diesen Augenblick nie vergessen. So eine Weltvergessenheit, so eine Gelassenheit, so eine bizarre Entschlossenheit, als wenn er sich schon eine ganze Weile mit diesem Gedanken beschäftigt hätte. Und wir kamen und rissen ihn aus seiner Versunkenheit und er erinnerte sich, dass es ja da noch etwas gäbe, nämlich einen köstlichen Kaffee. In einer göttlichen Ruhe, mehr als man sich vorstellen kann, kochte er den Kaffee. Natürlich griechisch und auf dem kleinen Gaskocher im Briki, die ganze Zeit umrührend darüber gebeugt, damit er den richtigen Augenblick nicht verpasst, wenn der Kaffee anfängt schaumig zu werden. Das ist nämlich kurz vor dem Überkochen, und das sollte nicht passieren, sonst kann es sein, dass man den Rest des Nachmittags damit zubringt, den Kocher wieder zu reinigen. Aber das wäre auch nicht so schlimm, hat man doch alle Zeit der Welt. Er brachte den Kaffee und genoss diesen erreichten Tagesabschnitt mit uns als Parea und erzählte und erzählte, so dass wir zu tun hatten, noch vor Sonnenuntergang zum Strand hinunter zu gehen.

 

22.Juni 2020

Hin und wieder gehen wir abends ins Dorf, mal sehen, was so los ist. Aber es ist immer noch ruhig. Der sonst so belebte Platz am Bäcker liegt einsam und still im Wind. Nur das Petrino etwas weiter oben hat geöffnet, wir sehen nur wenige Gäste. Dort kann man wunderbar Souvlaki essen oder Gyros oder einfach nur einen Salat.
Zu dieser Zeit ist es hier normalerweise voll und alles ist geöffnet und Kinder rennen herum und kreischen um die Wette, junge Mädchen stehen mit ihren Bauchläden in der Gasse und verkaufen hübschen Schmuck. Der Supermarkt ist ein Treffpunkt und macht erst zu, wenn keiner mehr kommt oder Kiki müde ist. Beim Bäcker sitzt man draußen vor der Tür und isst eine Käsepita, nebenan sitzen die älteren Männer auf den Bänken vor der alten Schule, um dem Treiben zuzuschauen. Das ist ja mal was anderes, als immer nur fernzusehen wie in den langen Wintermonaten. Aber in diesem Juni gibt es dieses Treiben nicht. Wir haben Corona. Gegenüber leuchten die Lampen auf der Terrasse vom Steki, beliebt bei allen Touristen, aber die gibt es kaum, also sind hier auch nur vier Tische besetzt. Alles Griechen. Auch das Liotrivi, ein Stück weiter, hat kaum Gäste, Sofia sitzt mit ihrer Mama auf der Bank vor der Küche und erzählt. Und daneben die Frau Anna, immer unterwegs mit ihren achtzig Jahren, um die Neuigkeiten zu erfahren. Im Haus gegenüber hören wir eine Frau laut weinen und wehklagen. Der ganze Kiez steht still und ist wie gelähmt. Sie hat ihre 34-jährige Tochter verloren. Es war Agapia`s Nichte. Seitdem sieht man hier viele Anafiotinnen in Schwarz. Und Agapia sagt, dieses Jahr können wir bei ihr keine Musik machen. Sie ist in Trauer. Aber ihre Taverne bleibt in diesem Jahr eh zu. Sie hat Angst vor Corona, welches die Gäste mitbringen könnten. Und sie müsste so viele kostspielige Auflagen erfüllen, so dass sie am Ende mit den vermutlich wenigen Gästen mehr Ausgaben als Einnahmen hat. Nein, da machen sie sich lieber einen gemütlichen Sommer und sie strickt weiter an ihren Handtaschen oder bunten Strickkörbchen oder sie gehen auch mal angeln, wenn der Wind stimmt. Oder sie schauen einfach auf das Meer. Von hier oben kann man alles ganz genau beobachten.
Tzortzis sitzt mit seinem Fernglas da und fragt sich, was denn das für ein Fischerboot ist, welches da kommt. Bestimmt wieder aus Santorin, die fischen hier gerne mal alles weg. Aber man weiß es nicht.
Ja und im Garten gibt es ja sowieso immer etwas zu tun. Agapia schickt viel frisches Gemüse und getrocknete Kräuter nach Athen zu ihren Verwandten. Mit der Fähre.

Der Bus fährt inzwischen wieder. Zweimal am Tag, immerhin. Wir gehen ab sofort jeden Morgen zum Hafenstrand und schwimmen und schnorcheln und sind fast alleine im kristallklaren Wasser. Irgendwie ist es ja doch ganz schön jetzt am neuen Strand. Eigentlich paradiesisch. Martha´s Café hat auch geöffnet und dort sitzen die Arbeiter vom Stromhaus und trinken einen Frappé. Immer um diese Zeit. Wir trinken frischgepressten Orangensaft und sitzen einfach nur so da.

Wir beobachten die Bauarbeiten im Hafenort, die hier mitten in der Hochsaison weitergeführt werden. Monatelang passierte wenig bis nichts und nun aber schnell. Ein altes Haus wird wieder aufgebaut, also läuft der Betonmischer die ganze Zeit und links über dem Café schleift einer irgendwas. Ruhig war es nur unter Wasser. Aber Ioanna vom kleinen Laden sagt, nur noch zwei Tage, dann sind sie fertig damit.

Um elf fahren wir wieder hoch in die Chora. Dann kann man gleich ein frisches Brot holen und mal sehen, wen man sonst noch so trifft im Dorf. Wenn Frau Sambeta in ihrem klitzekleinen Hof vor ihrem Haus steht, halten wir kurz an und fragen sie, wie es ihr geht. Sie sagt, ganz gut, Gott sein Dank, bekreuzigt sich dabei und schaut in den Himmel. Nur laufen geht schlecht, sie geht lieber nicht mehr ins Dorf, ihre Nachbarin holt regelmäßig Brot für sie und Wasser. Aber hier im Hof gehe ich immer ein paar Schritte sagt sie, man muss sich ja schließlich auch fit halten. Und sie hat ja auch Töpfe mit Tomaten, Basilikum, Selleriekraut, Petersilie und schönen Blumen und zupft immer mal daran herum und zeigt mir, dass man mit einem Stab die Erde auflockern muss, das lieben die Pflänzchen.

Seitdem mache ich das auch. Im Winter schenkte sie mir ein Töpfchen mit Selleriekraut, ich habe es längst eingepflanzt, es musste sich aber erst mal an die steinige Erde hier gewöhnen. Im Frühjahr brachten wir ihr frischen Salat und Rote Bete aus unserem Garten. Sie hat sich so sehr gefreut, und wir haben uns gefreut, dass sie sich gefreut hat. Am frühen Abend sitzt manchmal Frau Anna mit ihr im kleinen Hof zusammen, zwei Stühle passen da gerade hin und sie erzählen sich Geschichten vom Dorf und wie sich alles verändert hat in den Jahren. Sie wohnt genau in der Hauptgasse, am Ende des Dorfes und wenn die Gäste auf die Insel kommen, hat sie immer was zu schauen. Aber abends, sagt sie, war es in den letzten Jahren immer sehr laut, überall Musik, laute Stimmen, Geklapper und Getöse von überall her, da ist sie lieber rein, aber es ging bis tief in die Nacht. Da ist es schwer, einzuschlafen. Und in den letzten Wintern war immer um sie herum eine Baustelle, Schlagbohrhammer stundenlang, Getöse und Schmutz den ganzen Tag. Das Steki-Restaurant gegenüber hatte angebaut, ein neuer Laden mit Anafiprodukten wurde direkt hinter ihrem Haus gebaut, die Bar nebenan umgestaltet…. Sie sagt, wie soll man da schlafen aber „ti na kanoume“, da kann man nichts machen, lächelt verständnisvoll dabei und sagt „das vergeht schon wieder“.

Sie hatte recht, es verging. Dieses Jahr ist es außergewöhnlich ruhig um diese Zeit. Auch die Gäste verhalten sich anders als sonst. Oder es sind andere Gäste. Über uns sind alle Zimmer vermietet und wir hören kaum etwas. Griechen können also auch leise miteinander reden und telefonieren und nicht ständig Stühle hin und herschieben. Alles ist anders in diesem Jahr.

Nur abends vom Armenaki hören wir die Musik und Antonia oder Irini singen manchmal bis früh um vier. Agapia sagt, sie kann dann nicht schlafen. Sie singen mit Mikrofon, das hallt genau zu ihr herüber. Sie legt sich dann Mittags hin und holt den Schlaf nach.
Wir, hier hinten hören es kaum, weil ein Haus davor steht. Es stimmt einfach alles. Wir lieben unser Zimmer, ja und die Lage ist ideal. Der Blick auf das Meer, diese unendliche Weite, der Kalamos-Berg immer im anderen Licht. Der Garten vor der Tür. Und diese Ruhe.

Nur ab und zu kommen die Gäste von der Pension an uns vorbei, wenn sie zum Baden gehen. Nachts hören wir nichts, sie kommen mucksmäuschenstill von der Taverne zurück. Oder Mattheus läuft vorbei, wenn er mit seinem Motorrad zu Arbeit fährt oder zum Roukounas, wo er seinen Garten hat. Dann hat er ein Körbchen dabei, welches, so erzählte er mir, noch von seinem Großvater sei, der damit schon das Gemüse vom Feld geholt hat. Mattheus ist beim Amt angestellt und für die landwirtschaftlichen Dinge verantwortlich. Manchmal brennt irgendwo die Macchia, dann muss er koordinieren. Aber nach viel Arbeit sieht es nicht aus. Mittags kocht Popi und oft riecht es lecker nach Fisch. Da kommt er spätestens zurück. Dann ist Siesta, Sie schauen fernsehen oder schlafen auch etwas. Um fünf hört man dann schon die Wasserpumpe rauschen, Mattheus gießt seine Tamariske und die Pflanzen drumherum. Zwischendurch verschwindet er dann mal wieder, vielleicht nochmal zum Amt, nach dem Rechten schauen.
Um die Ecke wohnt der Polizist, er scheint auch nicht überlastet zu sein. Früher hatte er ein Auto, jetzt macht er alles zu Fuß. Er geht früh die Ringstraße entlang ganz gemächlich zum Bäcker, oder spaziert Richtung Norden, Bewegung ist ja wichtig. Manchmal geht er auch zum Baden in den Hafen, dann sehen wir ihn im Bus, wenn er wieder zurückfährt, zur Arbeit. Wir haben ihn aber auch schon in voller Aktivität erlebt. Das ist zwei oder drei Jahre her, hier fehlt ja jedes Zeitgefühl, es spielt ja auch keine Rolle ob zwei oder drei, oder? Jedenfalls hat ein Fischer ein Flüchtlingsboot gesehen, am Megas Potamos Strand und den Polizisten sofort alarmiert. Das war mal eine richtige griechische Blitzreaktion, denn sie haben sogar die Schlepper gefasst. Nikos, unser Kiezpolizist und zwei von der Küstenwache aus Santorin kamen dann direkt an unserem Haus vorbei, bewaffnet mit Maschinengewehren und die Schlepper in Handschellen. Die siebzig Flüchtlinge waren dann alle im Hafen und warteten auf ihre Verschiffung nach Syros. In der Hafentaverne wurden sie verköstigt. Bezahlt vom Amt. Der Bürgermeister ist schließlich der Sohn von Popi und Popi ist Besitzerin der Hafentaverne. Somit konnte auch das schnell organisiert werden. Die zwei Schlepper wurden am nächsten Tag nach Naxos gebracht. Dort wird man weiter sehen.
Ansonsten haben wir nicht viel vom Polizisten hier gehört. Einmal fiel uns etwas auf, das wirklich schon sehr offensichtlich gesetzwidrig war, es betraf einige Anafioten. Wir fragten Tzortzis, ob denn der Polizist da nichts macht, nein sagt Tzortzis, der sagt nichts, das ist doch Einer von uns!

Keiner sagt was zu keinem, weil, sie wollen ja auch weiterhin gesetzwidrige Dinge ganz ungestört tun. Also lässt man jeden gewähren, es sei denn es passiert vor der eigenen Haustür. Markos vom Armenaki hat wohl einmal eine Anzeige gemacht, weil irgendjemand im Dorf Gift ausgelegt hat und dann Katzen verschwanden. Das macht ihn wütend.

Abendspaziergang durch das Dorf. Es ist Ende Juni und der Dorfplatz am Bäcker wirkt noch immer ausgestorben. Vom Steki hört man ein paar griechische Stimmen und Rembetiko-Musik aus dem Lautsprecher. Im Armenaki sitzen auch ein paar Leute, vielleicht singt ja Markos heute Abend wieder, wenn er fertig ist mit Kochen, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht kommt auch Irini und dann wird es spät. Und Agapia kann wieder nicht einschlafen.

 

27. Juni 2020

Jetzt treffen wir den ersten Bekannten, Elias aus Athen kommt jedes Jahr für ein paar Tage nach Anafi. Wir verabreden uns und gehen spät am Abend im Steki vorbei, um ihn zu treffen. Er ist nicht da, aber Maria sitzt mit Manos, ihrem Bruder am Stammtisch und sie haben nichts zu tun, die wenigen Leute haben ja bereits ihren Wein oder ihren Ouzo und gegessen vielleicht auch. Ich sage zu Maria, wir setzen uns mal kurz zu euch, sie sagt, ihr könnt euch auch Stunden zu uns setzen. Ist doch schön. Manos ist sehr gesprächig, sonnst kenne ich ihn nur aus seinem kleinen Laden wo er Autos vermietet. Er spielt seit zwei Jahren Tsouras. Er stellt viele Fragen an mich, wie viele Stunden ich denn übe am Tag und wie viele Lieder ich schon spiele und all sowas, dann holt er sein Instrument von zuhause und spielt uns etwas vor. Klingt immer noch sehr nach Anfänger, nach zwei Jahren hätte ich jetzt mehr erwartet. Aber bei den Griechen geht alles siga siga, immer mit der Ruhe, da wird auch nicht immerzu eifrig geübt, wozu denn auch, man hat doch alle Zeit der Welt.

Irgendwann kommt dann doch noch Elias, großes Hallo, Corona-Begrüssung ist grad nicht. Wir konnten gar nichts dagegen tun, obwohl man innerlich ja schon so programmiert ist. Wenn man sich ein Jahr nicht gesehen hat, sowieso nicht, Küsschen links und rechts und drücken, als wenn man froh ist, diese schwere Zeit überlebt zu haben und es tatsächlich geschafft hat, sich gesund und munter wiederzusehen. Hier auf Anafi.
Wir gehen danach noch in die Tholos Bar, dort ist es urgemütlich und die Leute sympathisch. Die Terrasse ist klein und Corona schnell vergessen, Stuhl an Stuhl, den Griechen kann man die Parea eh nicht verbieten. Wenn die Bar auf ist, ist sie auf. Elias spendiert Rakomelo, ein heißes Getränk aus Raki, Honig und Gewürzen, den trinkt man eigentlich im Winter, aber es weht ein frischer Nordwind und die Mädels in ihren Kleidchen frieren zu später Stunde, da kann man schon mal Rakomelo trinken. Findet auch keiner komisch. Ein Junge aus Kreta kommt rein und schnappt sich eine Gitarre und fragt nach einem Plektrum, keiner hat eins dabei, nur....ich, ich habe immer eins dabei, man weiß ja nie. Wie man sieht. Dann spielt und singt er los. Lieder aus Kreta, mit all seinem Schmerz und all seiner Liebe und all seiner Sehnsucht, dass man verstummen möchte.

 

 

Erntezeit

Am Klissidi-Strand und der Wohnwagen von Christian und Christian (2019)

In der Chora ist am Abend nicht viel los (30.Juni)

Im Hafen bei Martha

Ende Juni im Steki (Maria/Manos/Elias) - im Tholos (Musiker aus Kreta) 

Sambeta, ich und Anna vor Corona

Was im Juni blüht